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Pilotanwendung der Empfehlungen für die Sicherheitsanalyse von Straßennetzen (ESN)
1.165
IDN 708036
Forschungsstelle Brilon Bondzio Weiser Ingenieurgesellschaft für Verkehrswesen mbH, Bochum
Bearbeiter Weinert, R.
Vengels, S.
Auftraggeber Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Bonn
Stand Abschluss: Oktober 2007

Für die Analyse von Straßennetzen wurden mit den "Empfehlungen für die Sicherheitsanalyse von Straßennetzen" (ESN) Verfahren vorgestellt, die für eine netzweite Analyse von Straßen geeignet sind und die Identifikation von Sicherheitsdefiziten in einem größeren Maßstab ermöglichen. Im Rahmen des vorliegenden Projekts wurde eine pilothafte Anwendung der Verfahren nach ESN für das Straßennetz des überörtlichen Verkehrs in Rheinland-Pfalz vorgenommen. Der Fokus der Untersuchung lag auf der Frage, ob und in welchem Umfang mit einer weitestgehend automatisierten Vorgehensweise sowie unter Verwendung der digital verfügbaren Daten eine sinnvolle Anwendung der ESN möglich ist. Es wurden vertiefende Untersuchungen zur Abschnittsbildung für den Bereich der Regionaldienststelle Diez durchgeführt. Für insgesamt fünf Varianten der Abschnittsbildung wurden Auswertungen vorgenommen. Dabei zeigte sich, dass die Bildung eines neuen Abschnitts sinnvoll ist, wenn: eine Ortsdurchfahrt länger als 500 m ist, ein zweibahniger Abschnitt länger als 1 000 m ist oder eine DTV-Veränderung größer als 50 % ist. Obwohl eine darüber hinausgehende Zusammenfassung von Abschnitten nicht sinnvoll erschien, wiesen immer noch einige der so gebildeten Abschnitte mit den höchsten Sicherheitspotenzialen nur geringe Anzahlen von Unfällen mit schwerem Personenschaden auf. Nach den ESN soll die Abschnittsbildung unter Berücksichtigung der Unfälle mit schwerem Personenschaden in der Weise erfolgen, dass die Abschnitte immer mindestens 4 U(SP) enthalten. Da U(SP) aber eher zufällig geschehen, wurde zusätzlich die zeitliche und räumliche Verteilung der U(P) untersucht. Erwartungsgemäß unterliegen auch die U(P) einer gewissen Schwankung. Grundsätzlich ist die Dichte der U(P) aber deutlich größer als bei den U(SP). Bei ihrer Verwendung sind daher insgesamt stabilere Ergebnisse zu erwarten. Als Alternative wurden die Unfälle des 6-Jahreszeitraums 1999 bis 2004 ausgewertet, welche stabilere Ergebnisse lieferten als die beiden 3-Jahreszeiträume. Daher wird eine Verlängerung des von den ESN vorgesehenen Untersuchungszeitraums von 3 Jahren für Landstraßen empfohlen. Schließlich wurden die summierten Sicherheitspotenziale differenziert nach Bundes- und Landesstraßen in Relation zur jeweiligen Netzlänge dargestellt. Dabei wurden jeweils 50 % des gesamten Sicherheitspotenzials auf 12 % der Netzlänge der Bundesstraßen bzw. auf 20 % der Netzlänge der Landesstraßen identifiziert. Abschließend ist festzuhalten, dass die ESN-Verfahren lediglich eine Vorauswahl von auffälligen Streckenabschnitten liefern, deren Verbesserung zu einer deutlichen Steigerung der Verkehrssicherheit führen könnte. Inwiefern die ermittelten Sicherheitspotenziale tatsächlich durch geeignete Verbesserungsmaßnahmen ausgeschöpft werden können, muss in jedem Fall mit Sachverstand und Ortskenntnis durch eine Detailanalyse geprüft werden.

Veröffentlichung Weinert, R.; Vengels, S.: Pilotanwendung der Empfehlungen für die Sicherheitsanalyse von Straßennetzen (ESN). Bremerhaven: Wirtschaftsverlag NW, 2008, 100 S. : 74 B, 35 T (Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), Verkehrstechnik H. V 171); Informationen Forschung im Straßen- und Verkehrswesen: Straßenbau und Straßenverkehrstechnik, Lieferung Nr. 84, 2008