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0510 203
Orientierungssichtweite - Definition und Beurteilung
2.231
IDN 707243
Forschungsstelle Technische Universität Dresden, Fakultät für Verkehrswissenschaften, Lehrstuhl Gestaltung von Straßenverkehrsanlagen (Prof. Dr.-Ing. C. Lippold)
Universität Würzburg, Interdisziplinäres Zentrum für Verkehrswissenschaften (IZVW) (Prof. Dr. H.-P. Krüger)
Bearbeiter Lippold, C.
Krüger, H.-P.
Scheuchenpflug, R.
Schulz, R.
Piechulla, W.
Auftraggeber Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Bonn
Stand Abschluss: März 2007

Die kürzer werdenden Bremswege moderner Pkw erlauben ein schnelleres Anhalten im Gefahrenfall. Dadurch erscheint es möglich, in Zukunft geringere Haltesichtweiten zu fordern. Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden Versuche zur Fahrerorientierung und dem Fahrverhalten unter dem Aspekt der vorhandenen Sichtweite durchgeführt, um bei der Gestaltung neuer Sichtweitenmodelle neben technischen Parametern die psychologische und physiologische Leistungsfähigkeit der Fahrer zu berücksichtigen. In Versuchsfahrten im realen Verkehr sowie im Fahrsimulator wurden das Blickverhalten von 33 fahrerfahrenen Probanden sowie die Bearbeitung von Nebenaufgaben beim Fahren analysiert. Auf 50 Außerortsstraßenabschnitten unterschiedlicher Charakteristik und Seitenraumgestaltung wurde der Verlauf von Beanspruchungsindikatoren, Zuwendungshäufigkeiten zu einer Nebenaufgabe und Parametern des Fahrverhaltens bei der Annäherung an Sichtweitenminima analysiert. In einem ergänzenden Ansatz wurden im Simulator Reaktionsparameter an überraschend auftauchenden Hindernissen bei verschiedenen Sichtweiten erfasst. Die Ergebnisse zeigen, dass die Beanspruchung von Fahrern auf Landstraßen zunimmt, wenn die Sichtweite unter 200 m fällt. Konzentration und Blickzuwendung zum Straßenfluchtpunkt steigen in der Anfahrt auf Kuppen signifikant an, während die Geschwindigkeit leicht verringert wird. Unterhalb von 150 m Sichtweite können Hindernisse auf der Fahrbahn bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h nur noch unter Schwierigkeiten gemeistert werden; auch subjektiv empfinden die Fahrer solche Situationen als problematisch und stellen Nebenaufgaben vollständig ein. Es wird daher empfohlen, die Belange der Fahrerorientierung im Straßenentwurf zu berücksichtigen und ausreichende Sichtweiten zu gewährleisten. In Abhängigkeit von der Entwurfsklasse und der angestrebten Verkehrsqualität sollten diese im Bereich von 150 m bis 250 m liegen.

Veröffentlichung Lippold, C. ; Schulz, R. ; Krüger, H.-P.: Orientierungssichtweite - Definition und Beurteilung. Bremerhaven: Wirtschaftsverlag NW, 2007, 114 S.: zahlr. B, T, Q ; Anhang (Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik (BMVBS) ; 977). - 978-3-86509-741-5; Informationen Forschung im Straßen- und Verkehrswesen: Straßenbau und Straßenverkehrstechnik, Lieferung Nr. 83, 2008