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Aufnahme von Wegweisungsinformationen im Straßenverkehr (AWewiS)
3.388
IDN 708033
Forschungsstelle Universität der Bundeswehr München, Institut für Arbeitswissenschaft (Prof. Dr. B. Färber)
IS-V Ingenieurbüro Siegener-Verkehrstechnik GmbH, Karlsruhe
Bearbeiter Siegener, W.
Färber, B.
Süther, B.
Färber, B.
Auftraggeber Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Bonn
Stand Abschluss: Februar 2007

Das Forschungsprojekt AWewiS - Aufnahme von Wegweisungsinformationen im Straßenverkehr - befasst sich mit der Informationsaufnahme und Verarbeitung wegweisender Beschilderung, um daraus wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse für die Gestaltung von Wegweisern im Autobahn- und Sekundärnetz zu gewinnen. Die Literaturanalyse umfasst grundlegende, für die Wegweisung relevante Aspekte der visuellen Wahrnehmung und Informationsverarbeitung sowie Studien zur Wegweisung und zur Beschilderungspraxis in Europa. Neben inhaltlichen Aspekten werden die verwendeten Methoden kritisch betrachtet, um Rückschlüsse hinsichtlich der Aussagefähigkeit verschiedener Studien treffen zu können. Die Vorgehensweise der empirischen Prüfung ist gestaffelt: Anhand eines Feldversuchs wird zunächst abgeklärt, wie viel freie zeitliche Kapazität (Nettolesezeit) dem Fahrer im Straßenverkehr neben seiner Fahraufgabe zum Lesen von Wegweisern zur Verfügung steht. Für Geschwindigkeiten von 130 km/h auf Autobahnen, 70 km/h auf Landstraßen und 50 km/h innerorts werden für hohe Verkehrsstärken folgende Nettolesezeiten ermittelt: 1) für ein überkopf angezeigtes Schild auf der Autobahn: 5,4 sec; 2) für ein seitlich aufgestelltes Schild auf der Autobahn: 4,2 sec und 3) für ein seitlich aufgestelltes Schild auf der Landstraße oder innerorts: 3,0 sec. Die Zeiten dienen als Darbietungszeiten für drei Laborversuche, in denen für das Autobahn- und Sekundärnetz die Auswirkungen der Schilderart (seitlich vs. überkopf angebrachte, Tabellen- vs. Pfeildarstellung), die Anzahl von Zielen, die Wirkungen von Farbeinsätzen systematisch, sowie Piktogramme ansatzweise untersucht werden. An jedem Experiment nehmen 38 Personen teil (je zur Hälfte Jüngere/Ältere bzw. männlich/weiblich). Schilder, die gemäß den gültigen Vorschriften gestaltet und in Verkehrsszenarien eingebettet sind, werden auf einer Großleinwand dargeboten. Gemessen werden die Entscheidungszeiten, die Qualität der Entscheidung (richtig/falsch) und die Augenbewegungen. Unter Abwägung aller Entscheidungskriterien wird die maximal zulässige Fehlerrate mit 10 Prozent festgesetzt. Bei Autobahnschildern muss das Kriterium innerhalb der Darbietungszeit (entspricht der Nettolesezeit) erfüllt werden. Demgegenüber wird es für das Sekundärnetz als vertretbar gehalten, alle Entscheidungen zu berücksichtigen, d. h. auch solche, die nach Ablauf der Darbietungszeit getroffen werden. Die Experimente führen für die Autobahn zu folgenden Ergebnissen: Auf Autobahn-Schildern überkopf (einteilig oder mehrteilig) sind maximal 7 Ziele, mit maximal 3 Zielen in Geradeaus- und maximal 5 Zielen in Ausfahrt-Richtung wahrnehmbar. Auf seitlich aufgestellten Schildern für Anschlussstellen sollten maximal 6 Ziele, davon maximal 3 in Geradeaus- und maximal 4 in Ausfahrt-Richtung dargestellt werden. Bei seitlich aufgestellten Schildern an Autobahnkreuzen (Doppelausfahrt) können maximal 5 Ziele, mit beliebiger Aufteilung, in der zur Verfügung stehenden Zeit erfasst und verarbeitet werden. Im Sekundärnetz (ohne Farbeinsätze) können in der Zeit, die normalerweise zum Lesen zur Verfügung steht, nicht mehr als 7 Ziele vom Nutzer aufgenommen werden. Bei Schildern mit drei Richtungen sollen maximal 4 Ziele in eine Richtung weisen (4/7 Regel). Bei Schildern mit zwei Richtungen sind bis zu 5 Zielen in eine Richtung akzeptabel (5/7 Regel). Die Untersuchungen an Schildern mit Farbeinsätzen haben gezeigt, dass sich durch die Verwendung von Farbeinsätzen die Anzahl der Ziele pro Schild nicht pauschal erhöhen lässt. Eine Erhöhung hängt davon ab, wie viele verschiedenfarbige Einsätze verwendet werden, wie viele Zielangaben pro Farbeinsatz enthalten sind und in wie vielen unterschiedlichen Richtungen Farbeinsätze auftreten. Bisher wurden bis zu 9 Ziele pro Schild untersucht. Schilder mit jeweils einem Farbeinsatz pro Richtung bei 3 Richtungen (links, geradeaus, rechts), bzw. Farbeinsätze in zwei Richtungen, mit bis zu drei farblich kodierten Zielen als Block pro Richtung, sind nach dem oben genannten Kriterium akzeptabel. Die Verwendung von mehr als zwei Farben (z. B. gelb, blau, weiß) pro Richtung kann zu Problemen führen. Hier wirkt sich Farbe nicht erleichternd, sondern erschwerend auf die Informationsverarbeitung aus. Die bislang vorliegenden Erkenntnisse zu Piktogrammen weisen darauf hin, dass zwei Piktogramme mehr Verarbeitungskapazität binden als eine verbale Zielangabe. Die Wirkung von Piktogrammen wurde aber nicht umfassend erforscht.

Veröffentlichung Färber, B. ; Färber, B.: Aufnahme von Wegweisungsinformationen im Straßenverker - AWewiS. Bremerhaven: Wirtschaftsverlag NW, 2007, 100 S. : zahlr. B, T, Q, Anhang (Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik (BMVBS) ; 979). - 978-3-86509-744-6; Informationen Forschung im Straßen- und Verkehrswesen: Straßenbau und Straßenverkehrstechnik, Lieferung Nr. 84, 2008