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Detailergebnis zu DOK-Nr. 33999

Entwicklung eines neuen Auftaumittels

Autoren J. Washüttl
G. Kroyer
H. Hafner
Sachgebiete 16.4 Winterdienst

Schriftenreihe Straßenforschung (Wien) H. 262, 1985, 34 S., zahlr. B, T, 4 Q

Im Hinblick auf eine verkehrsgerechte Betreuung der Straßen im Winter unter dem Aspekt einer ausreichenden Verkehrssicherheit sowie einer "umweltfreundlichen" Beeinflussung des umgebenden Biotops wurde ein neues Auftaumittel hergestellt und in Labor- und kleinen Freilandversuchen gestestet und erprobt. Die Herstellung des neuen Auftaumittels CalciumMagnesium-Acetat (CMA) erfolgte aus den hierzulande leicht und nicht zu kostspielig zu erhaltenen Ausgangsmaterialien Dolomit und verdünnte Essigsäure. Sämtliche Labor- und Freilandversuche mit CMA erfolgten immer im Vergleich zu dem herkömmlichen Auftausalz NaCl. Das neue Auftaumittel zeigt eine etwas schlechtere Auftauwirkung bei gleicher Menge wie NaCl, was durch eine größere Einsatzmenge in der Praxis kompensiert werden müßte. Als Vorteil gegenüber NaCl ist aber anzuführen, daß sowohl bei niederer als auch erhöhter Umgebungstemperatur eine bessere Auftaueigenschaft hinsichtlich der Auftaugeschwindigkeit von Eis gegeben ist, da infolge der negativen Lösungsenthalpie von CMA der Aufschmelzprozeß beschleunigt wird. Ebenso weist eine Literaturstelle auf antikorrosive Eigenschaften von CMA hin, wohingegen bei NaCl mit Korrosionserscheinungen zu rechnen ist. Die hygroskopischen Eigenschaften von CMA sind denjenigen von NaCl vergleichbar, wobei eine allfällige Lagerung in wasserdichten Behältern bis zur Verwendung zu empfehlen ist. CMA besitzt eine hohe Stabilität im reinen Bodenmaterial, während die Substanz in Gegenwart von Pflanzenmaterial relativ rasch und fast vollständig abgebaut wird. Im Bodenmaterial lassen diesbezügliche Versuche auf eine kurze Kontaktzeit (rasche Auswaschbarkeit) schließen und eine rasche Migration in das Grundwasser erwarten analog wie dies auch bei den meisten anderen handelsüblichen Auftaumitteln der Fall ist. Laborversuche über die Auswirkungen des neuen Auftaumittels auf einige ausgewählte mono- und dikotyle Pflanzen sowie auf Böschungsgräser lassen ein durchwegs gutes Wachstum aller untersuchten Pflanzenmaterialien bei Anwendung von CMA gegenüber einem deutlich verzögerten bzw. ausbleibenden Wachstum bei NaCl-Applikation erkennen. Demzufolge ist kaum ein schädigender Einfluß (wie bei NaCl) auf das Wachstum von Kulturpflanzen zu erwarten. Ein Freilandversuch bezüglich der Auftauwirkung von CMA auf Schnee bestätigte die Notwendigkeit der Anwendung einer größeren Menge an CMA, um eine mit der von NaCl vergleichbaren Auftauwirkung erreichen zu können. Freilandversuche an zwei salzempfindlichen Jungbäumchenarten (Fichte und Ahorn) und an ausgewachsenen Gräsern (hier lagen weder bei NaCl Applikationsunterschiede gegenüber dem Blindwert vor) lassen deutlich die umwelt- und pflanzenfreundlichen Eigenschaften des neuen Auftaumittels erkennen. Während bei NaCl-Behandlung deutlich sichtbare Schäden an Ahorn und Fichte auftraten, wiesen die mit CMA in vergleichsweise 2facher und 4facher Menge behandelten Jungbäumchen keinerlei bis kaum merkliche Schädigungen innerhalb des Beobachtungszeitraumes auf. Bezüglich pH-Werte und Gesamtkeimzahlen von Bodenproben des Freilandversuches konnten in dem relativ kurzen Versuchszeitraum keine negativen Auswirkungen und damit Unterschiede zwischen NaCl und CMA Applikation in bezug auf den Blindwert festgestellt werden.