Zurück Vor

Detailergebnis zu DOK-Nr. 36256

Überholverhalten und Qualität auf zweispurigen Landstraßen mit Gegenverkehr

Autoren F. Jacobs
G. Steierwald
H. Feier
Sachgebiete 5.15 Verkehrsablauf (Verkehrsfluss, Leistungsfähigkeit)

Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik (BMV, Bonn) H. 472, 1986, 39 S., zahlr. B, T, Q

Zur Beurteilung der Qualität des Verkehrsablaufs auf zweispurigen Straßen mit Gegenverkehr werden neben Kenngrößen des Fahrzeugstroms zunehmend charakteristische Größen warteschlangentheoretischer Modelle mit einbezogen. Diese mathematischen Verfahren gestatten unter Vorgabe geeigneter Modellparameter die theoretische Beschreibung des Verkehrsablaufs als Wartesystem. Ziel der vorliegenden Arbeit war, auf der Grundlage empirischer Beobachtungen Kenngrößen solcher Systeme, welche im wesentlichen durch das Verhalten der Verkehrsteilnehmer bestimmt sind, zu ermitteln. Nach der Auswahl geeigneter Strecken wurden mit Hilfe eines Meßfahrzeugs die Überholmöglichkeiten, welche wartepflichtigen Kraftfahrern angeboten wurden, und ihre Entscheidungen registriert. Das Meßfahrzeug war hierbei im Sinne der Warteschlangentheorie als beweglicher Abfertigungsschaler anzusehen, von dem aus die Ankunfts-, Bedienungs- und Wartezeiten im bewegten System erfaßt wurden. Der zugehörige Verkehrszustand wurde durch die Verkehrsstärke in beiden Fahrtrichtungen unter Berücksichtigung der Fahrzeugmischung am Querschnitt erhoben. Zur Aufbereitung und Auswertung der Daten wurde auf Verfahrensansätze zurückgegriffen, welche bereits bei der quantitativen Beschreibung des Verhaltens nichtbevorrechtigter Nebenstromfahrer an nicht lichtsignalgeregelten Knotenpunkten Verwendung fanden. Nach einer entsprechenden Modifikation der Ansätze wurden unter Berücksichtigung der Auswirkungen unterschiedlicher Verkehrsbelastungen Kenngrößen zur Charakterisierung des Fahrverhaltens bestimmt, welche als Parameter in Wartesystemen Eingang finden können. Die Ergebnisse bestätigen die Vermutung, daß zwischen der Geschwindigkeit des zu Überholenden und den ermittelten Kennwerten ein Zusammenhang besteht. Früher getroffene Annahmen über die Konstanz dieser Größen sind entsprechend zu korrigieren. Es muß angenommen werden, daß mit zunehmender Geschwindigkeit größere relative Zeitlücken zwischen den Fahrzeugen des Gegenverkehrs zur Durchführung einer Überholung erforderlich werden. Entsprechendes gilt für die quantitative Beurteilung des Verhaltens wartepflichtiger Fahrer, denen die Möglichkeit einer Folgeüberholung gegeben wurde. Die berechneten mittleren Folgezeitlücken liegen in Abhängigkeit der Geschwindigkeit des zu Überholenden zwischen 3 [s] und 10 [s]. Die Analyse der Überholvorgänge ergab, daß mit zunehmender Geschwindigkeit des Schlangenführers der Anteil behindert fahrender Verkehrsteilnehmer, welche innerhalb einer gewissen Zeitspanne keine Überholung durchführen, ansteigt und damit die Überholposition unmittelbar hinter dem vorausfahrenden Fahrzeug blockiert wird. Dabei ist nicht auszuschließen, daß ein Teil dieser Fahrer auch bei ausreichendem Lückenangebot gänzlich auf eine Überholung verzichten.