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Detailergebnis zu DOK-Nr. 39235

Die Bedeutung der straßenbegleitenden Flächen für den Naturschutz - Naturnahe Gestaltung und Management

Autoren W. Holzner
M. Kriechbaum
H. Kutzenberger
Sachgebiete 5.7 Landschaftsgestaltung, Ökologie, UVP

Schriftenreihe Straßenforschung (Wien) H. 371, 1989, 147 S., zahlr. B, 1 T, zahlr. Q

Naturnahe Freiräume sind einem großen Nutzungsdruck ausgesetzt. Straßen führen dabei zu einer Zersplitterung der Landschaft. Der umfassende Naturschutz strebt ergänzend zum Arten- und Biotopschutz die Vernetzung der isolierten "Naturinseln" an. In einem österreichischem Forschungsprojekt wurde der Frage nachgegangen, inwieweit den straßenbegleitenden Grünflächen dabei eine naturschutzrelevante Bedeutung zukommen kann. Ferner wurden Überlegungen zu einer ökologischen Wertsteigerung von straßenbegleitenden Grünflächen angestellt. Der vorliegende Forschungsbericht zeigt die Forschungsergebnisse und Schlußfolgerungen für die Praxis auf. Unter dem Aspekt der Schutzwürdigkeit wurden augenscheinlich naturschutzrelevante Vegetationsflächen entlang ausgewählter österreichischer Straßenabschnitte aufgenommen und bewertet. Die Geländeaufnahmen wurden so verteilt, daß möglichst viele charakteristische Landschaftstypen erfaßt wurden. Es zeigte sich, daß Straßenseitenflächen zu einem geringen Prozentsatz auch naturschutzwürdige Vegetation aufwiesen. Größere Bedeutung kommt jedoch der Straßenbegleitvegetation in landschaftsökologischer Hinsicht zu. So stellen die Straßenseitenflächen mit ihren Gehölz-, Kräuter- und Grasbewuchs oft letzte Rückzugsstätten in einer intensiv genutzten Kulturlandschaft dar. Die Ausprägung und der ökologische Wert der Straßenbegleitvegetation hängt insbesondere vom Mensch als "Standortfaktor" ab. So sollten die Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen auf vielgestaltige und artenreiche Vegatationsflächen ausgerichtet sein. Die bisher übliche intensive Pflegepraxis läuft den ökologischen und auch ökonomischen Grundsätzen zuwider. Aus der Synthese gewonnener Forschungsergebnisse sowie vorliegender Erkenntnisse aus Literaturstudium und Grundlagenforschung werden generelle Empfehlungen für eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Bewirtschaftung der Straßenseitenflächen abgeleitet.Sie betreffen die Neubegrünung, Pflege und Entwicklung ökologisch bedeutsamer straßenbegleitender Grünflächen. Hervorzuheben sind die Grundsätze einer unregelmäßigen Böschungsgestaltung, Humusierung nur in Ausnahmenfällen, Verwendung standortgerechten Planzen- und Saatgutes, Herbizidverzicht, Reduzierung der Mahd. Eine vereinfachte Vegetationstypeinteilung soll dazu dienen, kartierte Straßenseitenflächen vegetationskundlich einzuordnen, ihren ökologischen Stellenwert zu ermessen und Pflegemaßnahmen abzuleiten. Straßenseitenflächen können keinen vollständigen Ersatz für Biotopverluste erbringen. Bei aller gebotenen Skepsis im Hinblick auf das lebensfeindliche Milieu von Straßenflächen sollte jedoch die Chance genutzt werden, auch am Straßenrand eine vielfältige Vegetation entsprechend ihrem landschaftsökologischen und ästhetischen Stellenwert aufkommen zu lassen.