Zurück Vor

Detailergebnis zu DOK-Nr. 40665

Berufsverkehr vor dem Umbruch - Ein Beispiel gemeinsamen Handelns aller Beteiligten

Autoren J. Fiedler
Sachgebiete 5.3.4 Öffentlicher Personennahverkehr

Verkehr und Technik 45 (1992) Nr. 8, S. 327-334, 1 B, 1 T, 8 Q

Das Verkehrschaos in unseren Städten ist primär eine Folge zu vieler bewegter Kraftfahrzeuge, denen die Straßenverkehrsanlagen nicht mehr gewachsen sind. Folgerichtig liegt die Lösung vordringlich in einer drastischen Reduzierung des motorisierten Verkehrsaufkommens, dies z.B. durch bessere Auslastung der Fahrzeuge, geeigneten Verkehrsmitteleinsatz, restriktive Maßnahmen. Zur Befriedigung des Mobilitätsbedürfnisses steht nur eine ganz begrenzte Anzahl unterschiedlicher Verkehrsmittel, von den eigenen Füßen bis zum Flugzeug, aber eine ganze Palette verschiedener Betriebsformen zur Verfügung: konventioneller Linienverkehr, die sogenannten Gelegenheitsverkehre mit Taxen und Mietwagen, Fahrgemeinschaften. Die Summe aller Betriebsformen und ihre logistische Verknüpfung führen zur sogenannten "Differenzierten Verkehrserschließung". Die Aufgabe der Kommunalpolitik ist es, Prioritäten zwischen den 5 Teilsystemen (motorisierter und nicht motorisierter Individualverkehr, konventioneller und modifizierter Personenverkehr, gewerbsmäßig betriebene flexible Bedienungsweisen, private Mitnahmeverkehre, kombinierte Betriebsformen) zu setzen. Vier Handlungsebenen kommen zur Veränderung der Verkehrsmittelwahl in Betracht: Anreize zur besseren Ausnutzung privater Pkw, attraktivere ÖPNV-Angebote, restriktive Schritte, komplementäre Maßnahmen zum Bewußtseinswandel. Unerläßlich ist dabei, daß sich alle Beteiligten am Berufsverkehr - Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Verkehrsbetriebe, Kommunalverwaltungen, Politiker - gemeinsam um die Lösung der Probleme bemühen und jeder in seinem Zuständigkeitsbereich im Sinne der Zielsetzung aktiv wird. Als hilfreich hat sich dabei auch die Schaffung einer Mobilitätszentrale erwiesen, die bei der Bildung von Fahrgemeinschaften hilft, Auskünfte zu allen ÖPNV-Fragen gibt und damit Park-and-Ride und Bike-and-Ride erleichert. Eine derartige Mobilitätszentrale könnte auch zur optimierten Kombination zwischen konventionellem Linienverkehr und Fahrgemeinschaften eingesetzt werden. Auf der Basis einer differenzierten Verkehrserschließung und einer partnerschaftlichen Finanzierung könnte auch der Berufsverkehr vor einem heilsamen Umbruch statt vor dem endgültigen Zusammenbruch stehen.