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Detailergebnis zu DOK-Nr. 40840

Für einen qualitativen Ansatz der Landschaftsästhetik

Autoren R. Falter
Sachgebiete 5.7 Landschaftsgestaltung, Ökologie, UVP
5.17 Bewertungsverfahren (Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen)

Natur und Landschaft 67 (1992) Nr. 3, S. 99-104, 3 B

Naturschutz ist nicht die heute oft so dargestellte Konsequenz exakter ökologischer Erkenntnisse, sondern ein ursprüngliches humanes Bedürfnis nach Ästhetik, nach Harmonie in der daseinsbestimmenden Umwelt. Der Artikel befaßt sich kritisch mit dem Gedankenansatz von NOHL in einem landschaftsästhetischen Gutachten. Das Subjektivieren der Schönheit sei nicht nur falsch, sondern entziehe der Ästhetik jegliche Grundlage. Im klassischen Naturempfinden ist Schönheit stets mit Erhabenheit gleichgesetzt, Harmonie ein Abbild zufälligen Gleichgewichtes im Kräftespiel der gestaltenden Elemente. Diese mystische Betrachtung der Landschaft als Symbol seiner Selbst beruht in hohem Maße auf individueller Erlebnisfähigkeit, eigenem Erinnern und gesellschaftlicher Stellung. Wo die Natur geschunden wird, ist sie nicht mehr erhaben; wo sie nicht mehr erhaben ist, ist sie gefährdet. Es besteht die Gefahr, daß die heutige Gesellschaft durch begriffsmäßige Vorprägung und mangels eigener ästhetischer Übung den Qualitätsanspruch der Naturästhetik auf nur noch nutzungsorientierte Werte, z.B. die Erholungseignung, reduziert und die geschichtliche Dimension auch für künftige Generationen verliert. Für eine Menschheit mit höheren Wahrnehmungsfähigkeiten sind die historischen Erlebnisformen, wie sie sich in der Philosophie, der bildenden und gestaltenden Künste niedergeschlagen haben, zweifellos ein besserer Ansatz. Solche Kategorien werden an einem Beispiel aufgezeigt und jeweils hinsichtlich kulturgeschichtlichem Bezug, landschaftlicher Ausdrucksform und heutigem Landschaftsbezug dargestellt: wirkende Kraft und ökologischer Zusammenhang, erlebbarer Raum, erscheinende Wesenheit, bewußtseinsbestimmende Macht, symbolischer Charakter und Symbolzusammenhänge, Stimmung, historische Individualität, elementare Qualität. Im Konzept des modernen Naturschutzes muß die Selbstgestaltungsmöglichkeit der Natur einen weit höheren Rang einnehmen als die konservierende Erhaltung bestehender Verhältnisse.