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Detailergebnis zu DOK-Nr. 46286

Fahrtätigkeit und zeitliche Koordination (BASt FP 8914/2)

Autoren A. Bartmann
G. Debus
M. Normann
Sachgebiete 6.0 Allgemeines
6.7 Verkehrslenkung, Verkehrssteuerung, Telekommunikation

Aachen: Institut für Psychologie, RWTH Aachen, 1996, 27 S., 7 B, zahlr. Q

Vor dem Hintergrund zunehmender kognitiver Anforderungen an den Fahrer durch die Einführung von Informations- und Kommunikationstechniken (z.B. Verkehrsleitsysteme, Telefonieren) gewinnt die Frage nach der störungsfreien Koordination von Fahr- und Zusatztätigkeiten an Bedeutung. Interferenzen zwischen Fahr- und Zusatztätigkeiten wurden auf der Grundlage des Ressourcenaufteilungsmodells und des Zeitkoordinierungsmodells untersucht. In einem Laborexperiment wurde für das Spurhalten in einer simulierten Fahraufgabe der Einfluß von Zusatztätigkeiten unter dem Aspekt der zeitlichen Koordination überprüft. Als Zusatzaufgaben wurden Aufgaben gewählt, die entweder kognitive (räumliches Vorstellen oder verbale Informationsverarbeitung) oder temporale Anforderungen (rhythmisches Sprechen) enthielten. Theoretisch vorhergesagt und praktisch nachgewiesen ist die Unvereinbarkeit von Fahrtätigkeit mit zusätzlicher räumlicher Vorstellungstätigkeit. Theoretisch nicht erwartet ist dagegen die Interferenz durch zusätzliche Sprechtätigkeit. Eigene Untersuchungen zur Entwicklung von Fahrroutine ergaben, daß die zeitliche Feinanalyse der Sprechtätigkeit während des Fahrens das Ausmaß der Fahrroutine indiziert. Daraus ergab sich die konkrete Frage, ob Fahrtätigkeit durch Zusatztätigkeiten dadurch gestört wird, daß zwei Tätigkeiten zeitlich miteinander zu koordinieren sind. Entsprechende Literaturrecherchen ergaben positive Hinweise. Die Analyse der Sprechstruktur in der Bearbeitung der temporalen Zusatzaufgabe zeigt, daß das Sprechen bei gleichzeitiger Fahrtätigkeit zeitlich anders organisiert wird. Der Aspekt der zeitlichen Koordination ist somit beim Autofahren für die Durchführung von Zusatztätigkeiten mit hohen temporalen Anforderungen von Bedeutung. Verkehrsleitsysteme sollten daher so gestaltet werden, daß sie dem Nutzer weitgehende Flexibilität einräumen, wann er einen Dialog führt und wie er ihn zeitlich organisiert.