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Detailergebnis zu DOK-Nr. 49381

Wirtschaftliche Aspekte der abstumpfenden Streuung im Straßenwinterdienst

Autoren K. Moritz
Sachgebiete 5.17 Bewertungsverfahren (Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen)
16.4 Winterdienst

Straße und Autobahn 51 (2000) Nr. 2, S. 123-128, 2 B, 4 T, 18 Q

Die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen des Einsatzes abstumpfender Streustoffe im Straßenwinterdienst sind von der TU Darmstadt in verschiedenen Forschungsarbeiten vor allem für Außerortsstraßen, aber auch für den kommunalen Bereich, ausführlich untersucht und beschrieben worden. Die betriebswirtschaftliche Seite einer flächendeckenden abstumpfenden Streuung im Winter mit all ihren gegenüber einer Salzstreuung kostenintensiveren Einzelpositionen wird dagegen seitens der Städte und Gemeinden, in denen - zumeist aufgrund politischer Entscheidungen - nach wie vor überwiegend ein abstumpfender Winterdienst durchgeführt wird, nicht öffentlich diskutiert. Offenbar bestehen seitens der entscheidungstragenden Gremien zum einen Bedenken, den interessierten Bürger über die realen Kosten des Einsatzes von abstumpfendem Streugut zu informieren, zum anderen scheint man den offenen Vergleich mit anderen Kommunen mit ähnlicher Winterdienststrategie ebenso zu scheuen wie den Vergleich mit solchen, die immer noch oder schon wieder Taustoffe einsetzen. Diese Lücke versucht eine schweizer Arbeit zu schließen. In einer Untersuchung des Kosten/Nutzen-Verhältnisses unter Berücksichtigung von umwelt- und sicherheitsrelevanten Faktoren werden anhand von Fallbeispielen (Teststrecken in drei Städten) konkrete, allgemeingültige Kostenverhältnisse ermittelt sowie in einer Ökobilanz verschiedene Winterdienststrategien miteinander verglichen. Die Einsatzkosten für die Streuung eines Kilometers Straße liegen in einem normalen Winter bei der abstumpfenden Streuung etwa 6fach höher als bei der Salzstreuung, in einem strengen Winter liegt der Faktor bei 10. Die Untersuchung stellt fest, daß sowohl die Salz- als auch die Splittstreuung als "erhebliche" ökologische Belastungen einzustufen sind. Deshalb sollten die Bemühungen fortgesetzt werden, die Einsatzmengen bei beiden Stoffen so gering wie möglich zu halten. Glätte kann mit Streusalz in kurzer Zeit beseitigt, mit abstumpfenden Mitteln dagegen nur kurzfristig gemildert werden - es muß aufwendig nachgestreut werden. Die Winterdienststrategie einer Kommune sollte darauf zielen, einen sicheren Verkehrsablauf auch bei winterlichem Wetter zu gewährleisten und dort, wo es notwendig ist, die Leistungsfähigkeit des Netzes zu erhalten. Vor allem auf Straßen mit geringer Verkehrsbedeutung und in flachem Gelände ohne besondere Gefahrenstellen (z.B. in städtischen Wohngebieten) kann dieses Ziel auch ohne abstumpfende Streustoffe erreicht werden, wenn im allgemeinen nur geräumt und bei besonderen Witterungsbedingungen Salz gestreut wird. Diese Methode schneidet bei der Gesamtbeurteilung von Verkehrssicherheit, Umweltaspekten und Wirtschaftlichkeit deutlich besser ab als die abstumpfende Streuung. Soweit nicht bereits geschehen, sollten Kommunen ihre Winterdienststrategie in diesem Sinne überdenken. Die Ergebnisse der vorgenannten sowie weiterer Arbeiten bestätigen die Empfehlungen, die das im Jahr 1997 erschienene "Merkblatt für den Unterhaltungs- und Betriebsdienst an Straßen, Teil: Winterdienst" gibt.