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Detailergebnis zu DOK-Nr. 71311

Ermittlung von Fahrzeiten in städtischen Netzen - Methoden zur Nutzung dynamischer Verkehrsmodelle

Autoren J. Schönharting
M. Brunner
D. Herrmann
X. Yang
Sachgebiete 5.3 Stadtverkehr (Allgemeines, Planungsgrundlagen)
5.15 Verkehrsablauf (Verkehrsfluss, Leistungsfähigkeit)
6.2 Verkehrsberechnungen, Verkehrsmodelle

Straßenverkehrstechnik 60 (2016) Nr. 11, S. 751-758, 13 B, 2 Q

Die zu erwartenden Fahrzeiten in einem städtischen Straßennetz sind für gewerbliche wie auch für private Kunden von großer Bedeutung. Reisezeitprognosen von Navigationsdienstleistern werden aus der Analyse der Fahrzeiten von mit entsprechend ausgestatteten Fahrzeugen abgeleitet. Da in dieser Prognose Verkehrsmengen und Leistungsfähigkeiten von Strecken und Knoten nicht berücksichtigt werden, können Auswirkungen besonderer Ereignisse, zum Beispiel hohe zusätzliche Verkehre bei Veranstaltungen, ebenso wie ein geändertes Angebot, zum Beispiel Wegfall eines Fahrstreifens, nicht vorausgesagt werden. Dieser Mangel kann durch den Einsatz eines dynamischen Verkehrsmodells reduziert werden. Der im Beitrag diskutierte Ansatz nutzt für die netzdeckende Prognose von Fahrzeiten ein zeitlich stundenfein aufgelöstes Verkehrsnachfrage- und Angebots-Modell, das in einer Grundversion die unterschiedlichen Verkehrsstrukturen von Werktagen, Samstagen und Sonntagen im Planungsraum abbildet und das anschließend mithilfe dynamischer Messdaten kontinuierlich kalibriert wird. Das dynamisch angepasste Verkehrsmodell wird sodann für die Bestimmung von aktuellen und prognostischen Reisezeiten eingesetzt. Das Verfahren wurde am Beispiel von Daten der Landeshauptstadt Stuttgart entwickelt, getestet und validiert. Die Analysen zeigen, dass das Einbringen eines dynamisierten Verkehrsmodells in die Voraussage von Reisezeiten in einem städtischen Netz eine Bereicherung der Aussagequalität darstellt. Eine Reihe von Fragen muss jedoch noch geklärt werden: Wie können die bei Kommunen vorhandenen Eventlisten in den automatischen Prozess der Reisezeitenprognose integriert werden? Wie können die Leitstrategien der Verkehrsleitzentralen und die daraus resultierenden Änderungen in LSA-Programmen für die Reisezeitprognose genutzt werden? Mit welchen Ersatzverfahren können Lücken im Messstellennetz überbrückt werden? Welche Anwendungen ergeben sich für die Verkehrsplanung aus dem Umstand, dass alle 15 Minuten neue kalibrierte Verkehrsmodelle verfügbar sind? Es wäre zu hoffen, dass der Ansatz hinreichend Motivation gibt, die genannten Fragen im Rahmen der weiteren Verkehrsforschung zu klären.