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Detailergebnis zu DOK-Nr. 75408

Keine Wirkung von blauen Wildwarnreflektoren auf das Rehverhalten

Autoren F. Brieger
M. Strein
Sachgebiete 6.3 Verkehrssicherheit (Unfälle)

Straßenverkehrstechnik 64 (2020) Nr. 3, S. 159-166, 10 B, zahlr. Q

Wildwarnreflektoren sind in Deutschland gegenwärtig die am häufigsten angewandte Maßnahme zur Vermeidung von Wildunfällen. Obwohl diese in zahlreichen Varianten seit über 50 Jahren zur Anwendung kommen, ist ihr Nutzen zunehmend umstritten. Differenzen in der Bewertung der Wirksamkeit bestehen vor allem zwischen Anwendern in der Jägerschaft und wissenschaftlichen Studien. Mit einem bisher einmaligen, verhaltensorientierten Forschungsansatz wurde die Wirkungsweise des blauen Halbkreisreflektors durch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg dahingehend untersucht, ob diese Reflektoren Verhaltensweisen bei Rehen auslösen, die zu einer Verringerung von Wildunfällen führen. Der blaue Halbkreisreflektor wurde ausgewählt, da blaue Wildwarnreflektoren aufgrund ihrer Farbe mit einer besonderen Wirksamkeit beworben werden und das Modell in Deutschland am häufigsten verwendet wird. Die Ergebnisse von vier unabhängigen Untersuchungsmodulen zeigen, dass blaue Halbkreisreflektoren keine direkten Verhaltensänderungen bei Rehen hervorrufen sowohl am Straßenrand im Beisein von Straßenverkehr als auch langfristig in der Häufigkeit von Straßenquerungen bei GPS-besenderten Rehen. In experimentellen Gehege-Versuchen zeigten Rehe dasselbe unveränderte Verhaltensmuster wie Rehe an den Straßenabschnitten, sodass die Ergebnisse der Freilanduntersuchungen bestätigt wurden. Zusätzlich konnten Fütterungsversuche nachweisen, dass die Farbe Blau keine "Warnfarbe" für Rehe darstellt. In keinem der Projektmodule konnte eine durch den blauen Halbkreisreflektor bedingte, für die Verkehrssicherheit relevante Verhaltensänderung bei Rehen festgestellt werden, weshalb der Wildwarnreflektor keine geeignete Präventionsmaßnahme ist, um Wildunfälle zu reduzieren.