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Detailergebnis zu DOK-Nr. 76068

Gehen in der Stadt: Straßenraum und Verkehr auf die Füße stellen

Autoren R. Stimpel
Sachgebiete 0.2 Verkehrspolitik, Verkehrswirtschaft
5.6 Fußgängerverkehr, Fußwege, Fußgängerüberwege

Planerin (2020) Nr. 4, S. 17-19, 4 B, 14 Q

Gehen erschließt die Stadt. Es ist auch nach hundert Jahren planerischer Vernachlässigung die dominierende urbane Verkehrsform. In Berlin und Hamburg legen die Menschen mehr Wege vollständig zu Fuß zurück als hinter dem Steuer. Für weitere Großstädte dürfte das Gleiche gelten, für das verdichtete Innere von Städten gilt es allemal. Es gilt sogar in der herkömmlichen Zählweise, die nur die von Tür zu Tür komplett zu Fuß bewältigten Wege berücksichtigt. Zählt man die hinzu, die zu Haltestellen, Bahnhöfen, Parkplätzen und Fahrradständern führen, wird die Spitzenstellung des Fußverkehrs noch deutlicher. Gehen gefährdet nicht und emittiert nichts. Der viel zitierte ökologische Fußabdruck müsste im Verkehr eigentlich Reifenabdruck heißen. Die Erschließung durch Gehen ist für Städte extrem platzsparend und flächeneffizient. Als Extrembeispiel zeigt das die einschlägig legendäre Shibuya-Kreuzung in Tokio: Ein Drittel der Zeit sind alle Fußgängerampeln auf Grün; bis zu 40 000 Menschen in der Stunde gehen kreuz und quer und scheinbar chaotisch durcheinander. Zwei Drittel der Zeit haben Fußgänger Rot und nacheinander verschiedene Fahrbahnen Grün. In dieser Zeit fahren maximal 2 500 Fahrzeuge stündlich. Die Kapazität für Fußgänger ist 16-mal höher trotz ihrer halb so langen Verkehrszeit. Auch außerhalb von Kreuzungen auf der Strecke ist die Kapazität weit höher; einschlägige Quellen nennen ein Verhältnis von 10:1, wenn ein Weg zum Gehen statt als Fahrspur genutzt wird.