Detailergebnis zu DOK-Nr. 38820
Zur Rolle des Nicht-Sinnlichen in der landschaftsästhetischen Erfahrung
Autoren |
W. Nohl |
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Sachgebiete |
5.7 Landschaftsgestaltung, Ökologie, UVP, Auswirkungen des Klimawandels 5.17 Bewertungsverfahren (Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen) |
Natur und Landschaft 65 (1990) Nr. 7/8, S. 366-370, 5 B, 2 T, 8 Q
Inwieweit eine Landschaft in ästhetischer Hinsicht positiv oder negativ beurteilt wird, hängt weniger von ihrer sinnlich wahrnehmbaren Gestalt als vielmehr von den nicht-sinnlichen, entwicklungsoffenen Idealvorstellungen und Erwartungshaltungen ab, die sich der Betrachter selbständig erworben hat. So sind mit der ästhetischen Landschaftsbeurteilung existentiell relevante Bedürfnisse, wie u.a. die Landschaft als gesunde und friedfertige Umwelt zu erleben, verknüpft. Je mehr nun die sinnlich wahrgenommene Landschaft diesen Idealvorstellungen und Bedürfnissen entgegenkommt, desto positiver wird eine Landschaft als ästhetisches Objekt beurteilt. Diese bedeutungsvolle Rolle des Nicht-Sinnlichen bei der landschaftsästhetischen Beurteilung gibt auch der hier vorgestellte Versuch mit 2 vergleichbaren Gruppen von Landespflegestudenten der TU München wieder. Hierbei wurden zur ästhetischen Landschaftsbeurteilung identische Landschaften der 1. Gruppe als wertvolle Biotope und der 2. Gruppe als ehemalige Mülldeponien vorgestellt. Vorgegeben wurden bewährte Beurteilungskriterien wie Naturnähe, Eigenart, Vielfalt, Pflege, Sauberkeit u.a.. Soweit die Landschaften als wertvolle Biotope vorgestellt worden waren, wurden sie besser beurteilt als jene ehemaligen angeblichen Deponiestandorte, die seitens der Beurteiler als existentielle Bedrohung empfunden werden.Die Vorinformation führte also als nicht sinnliche Einflußgröße dazu, identische Landschaften ästhetisch derart unterschiedlich zu beurteilen.