Detailergebnis zu DOK-Nr. 39312
Das Wahrnehmungsverhalten des Kraftfahrers in Abhängigkeit von der gefahrenen Geschwindigkeit und der Straßenraumgestaltung
Autoren |
H.J. Kayser A.F. Sanders M. Heß |
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Sachgebiete |
5.10 Entwurf und Trassierung |
Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik (BMV, Bonn) H. 557, 1989, 48 S., Anhang, zahlr. B, T, Q
Aus einer umfangreichen Literaturstudie ging hervor, daß einerseits aus Laboruntersuchungen, die sich mit der Auswirkung der Informationsdichte auf das Wahrnehmungsvermögen beschäftigen, ein eindimensionaler Zusammenhang zwischen Fahrgeschwindigkeiten und Umfang des Sehfeldes postuliert wird, andererseits Ergebnisse, die aus realen Fahrsituationen gewonnen wurden, dieser Annahme widersprechen. In Feldversuchen konnte der Einfluß der gegebenen Umweltbedingungen (z. B. Verkehrskonstellation und Streckenmerkmale) auf das visuelle Wahrnehmungsverhalten nachgewiesen werden. Das Untersuchungskonzept der vorliegenden Arbeit resultierte aus der Tatsache, daß bisher noch keine Blickbewegungsmeßergebnisse vorlagen, die einen Vergleich der visuellen Informationsaufnahme von Kraftfahrern sowohl für verschiedende Straßentypen bei einer gleichen Geschwindigkeit als auch für gleiche Streckencharakteristikenbeiunterschiedlichen Geschwindigkeiten zuließen. Es wurde ein ca. 26 km langer Meßparcours festgelegt, der die Straßentypen zweibahnige Außerortsstraße (autobahnähnlich), Stadtstraße und Landstraße beinhaltete. Auf den Außerortsstrecken wurden die Geschwindigkeiten mit 50 km/h bzw. 80 km/h, auf den Stadtstrecken mit 30 km/h bzw. 50 km/h vorgegeben. Die Blickbeobachtung erfolgte unter Verwendung eines DEBIC-84 Prozessors nach dem Doppelreflexprinzip. Insgesamt wurden 17 Meßfahrten durchgeführt. Zur Ergebnisfindung wurden zwei unterschiedliche Verfahren herangezogen. In die rechnerische Analyse flossen neben den digital vorliegenden Blickbewegungsdaten von 12 auswertbaren Meßfahrten die nach der Methode der quantitativen Erfassung aufbereiteten Straßenraumstrukturen der Meßstrecken ein. Die visuelle Auswertung der Videoaufzeichnungen einer verkleinerten Stichprobe von 5 Meßfahrten erfolgte an Hand einer qualitativen Objektanalyse, die als wesentliche Erweiterung der rechnerischen Auswertung angesehen werden kann. Es ließen sich Abhängigkeiten zwischen Geschwindigkeit, Blickverhalten und Straßenraum erkennen. Die gewonnenen Ergebnisse führten zu der Aussage, daß nicht grundsätzlich von einer geschwindigkeitsbedingten, absoluten Einengung des Sehfeldes gesprochen werden kann. Vielmehr bewirkt die Geschwindigkeit eine Veränderung der Aufmerksamkeitsverteilung innerhalb des Sehfeldes, während gleichzeitig vorausgesetzt werden muß, daß die Leistungsfähigkeit der peripheren Netzhautstellen weiterhin gegeben ist. Die Aufmerksamkeitsverteilung wird dabei von der Anforderung der Fahraufgabe an den Kraftfahrer determiniert, die vielfältigen, sich teilweise überlagernden Einflüssen unterliegt. Je größer die Anforderungen sind, umso stärker wird die Interessenzuwendung auf fahraufgabenrelevante Straßenraumelemente wie z.B. Verkehrsteilnehmer oder Fahrbahn.