Detailergebnis zu DOK-Nr. 43170
Verkehrsvermeidung durch Stadt- und Landesplanung?
Autoren |
W. Köhl |
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Sachgebiete |
5.3.1 Stadt- und Verkehrsplanung |
Straßenverkehrstechnik 38 (1994) Nr. 5, S. 251-260, 12 B, 37 Q
Es wird häufig behauptet, daß eine bessere Zuordnung der Wohnungen zu den Arbeitsstätten zu einer erheblichen Reduzierung des Verkehrsaufwandes im motorisierten Individualverkehr führe. Der Beitrag beschäftigt sich mit der populären Forderung, quantifiziert die Ausgangsbedingungen und die erforderlichen Wirkungen. Es ergibt sich, daß zur Kompensation nur des bisherigen jährlichen Zuwachses an Verkehrsaufwand durch zusätzliche, also bisher nicht praktizierte, städtebauliche und landesplanerische Maßnahmen pro Bezug einer Neubauwohnung 27.000 Personenkilometer jährlich, d.h. 120 Pkm pro Wohnung und Arbeitstag, eingespart werden müßten. Pro Umzug in Alt- und Neubauwohnungen müßten nur etwa 1.300 Personenkilometer, d.h. etwa 18 Pkm pro Arbeitstag und Haushalt, eingespart werden. Da in einem Haushalt ein Arbeitsplatz nur ein Ziel unter vielen anderen ist, erscheint eine Orientierung neuer verkehrsreduzierender Maßnahmen an der Zuordnung von Neubauwohnung zu Arbeitsplatz ebenso unrealistisch wie an den Umzügen. Unter Berücksichtigung der unveränderten Präferenzen der Bevölkerung bei der Wohnstandortwahl (bei der die Nähe zum Arbeitsplatz sehr nachrangig ist) könnte als zusätzliche Maßnahme eine Hinführung von mehr Arbeitsplätzen und anderen Zielen der Haushaltsmitglieder zu den Wohnstandorten mehr Erfolg versprechen. Für die Zukunft wäre zu überlegen, ob nicht bei verkehrserhöhender Änderung der Flächennutzungen, insbesondere in zentralen Lagen mit bisherigen Verkehrsengpässen, ein z.B. auf Quartiersebene zu führender Nachweis der "gesicherten verkehrlichen Erschließung" bei Inbetriebnahme der neuen Nutzung angestrebt und gesetzlich verankert werden sollte.