Detailergebnis zu DOK-Nr. 43377
Verkehrsentwicklung - Einflüsse, Szenarien, Grenzen
Autoren |
W. Rothengatter |
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Sachgebiete |
6.2 Verkehrsberechnungen, Verkehrsmodelle |
Straßenverkehrstechnik 38 (1994) Nr. 6, S. 363-368, 7 Q
Die Szenarienannahmen der Bundesverkehrswegeplanung (BVWP 92) sind heute in mehrfacher Hinsicht überholt. In Westdeutschland werden rund 4 Mio. Pkw mehr, als für das Jahr 2010 prognostiziert, auf den Straßen rollen. Das gemäßigte Politikszenario H, das der BVWP 92 zugrundeliegt, geht von übertriebenen Erwartungen bezüglich der politischen Bereitschaft zu einer aktiven Umweltschutzpolitik im Verkehr aus. Die daraus folgenden Entwicklungsaussichten für den öffentlichen Verkehr sind entsprechend zu optimistisch. Die Bahn scheut nach vollzogener Privatisierung das Risiko hoher Investitionen in neue Trassen. Der Bund nutzt diese Risikoaversion, um - motiviert durch die prekäre Haushaltslage - aus den hohen finanziellen Verpflichtungen für Schienenneubauten auszusteigen. Die nachhaltige Aufwertung der Systemqualität des spurgeführten Verkehrs wird als politisch schlecht vermarktbar eingestuft. Gleichfalls ist nicht zu erwarten, daß aus den vielen EU-Grünbüchern, -Weißbüchern oder -Kommissionsberichten zur ökologischen Verträglichkeit ("sustainability") des Verkehrssystems ernsthafte Konsequenzen gezogen werden. "Verkehrsvermeidung" und "Verkehrsverlagerung" werden dagegen nur noch begrenzt im rhetorischen Repertoire zu finden sein. Das Szenario mit der höchsten Eintrittswahrscheinlichkeit heißt somit: "business as usual".