Detailergebnis zu DOK-Nr. 44177
Eine NahverkehrsCard?
Autoren |
H. Brandt |
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Sachgebiete |
5.3.4 Öffentlicher Personennahverkehr |
Nahverkehr 13 (1995) Nr. 5, S. 22-25, 5 B, 1 Q
Die Einführung einer NahverkehrsCard hat in jedem Fall erhebliche Auswirkungen auf das gesamte Tarifgefüge. Eine teure NahverkehrsCard kann preislich so gestaltet werden, daß sie die Monatskarten voll ersetzt. Diese teure NahverkehrsCard hat den Vorteil, daß mit ihr etwas höhere Einnahmen erzielt werden können als mit der Monatskarte. Für den Fahrgast bringt die NahverkehrsCard einen erheblichen Nachteil, da auch die Dauerkunden gezwungen werden, bei jeder Fahrt einen Fahrschein zu entwerten bzw. zu kaufen. Eine billige NahverkehrsCard ergibt für häufig fahrende Benutzer von Vorverkaufsfahrscheinen einen Preisvorteil. Dieser Umstand führt jedoch zu einem beträchtlichen Einnahmenausfall. Die Monatskarte könnte aufgelassen werden. Wenn man sie allerdings beibehält, würde sie noch von einem Teil der früheren Käufer von Monatskarten gekauft werden. Zusammenfassend scheint daher bei den heutigen Tarifstrukturen und Abfertigungstechniken in den Städten das Anbieten einer NahverkehrsCard nicht geeignet, die Attraktivität des öffentlichen Verkehrsangebotes insgesamt zu erhöhen. Einerseits werden auch Vielfahrer zu ständigen Fahrscheinmanipulationen gezwungen, andererseits sind bei einer billigen NahverkehrsCard beträchtliche Einnahmenverluste zu erwarten, ohne daß nennenswerte Fahrgästzuwächse erreicht werden. Sollten allerdings künftig einmal Abfertigungssysteme eingeführt werden, die eine berührungslose Registrierung und Abbuchung bei jeder Fahrt gestatten, dann bestehen diese angeführten Nachteile einer NahverkehrsCard nicht mehr. Eine teure NahverkehrsCard könnte dann die heute übliche Zeitkarte ersetzen.