Detailergebnis zu DOK-Nr. 66002
Ungeliebte Pyramiden der Moderne
Autoren |
S. Bardua |
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Sachgebiete |
0.2 Verkehrspolitik, Verkehrswirtschaft 5.1 Autobahnen |
Industriekultur: Denkmalpflege, Landschaft, Sozial-, Umwelt- und Technikgeschichte 18 (2012) Nr. 3, S. 20-22, 6 B, 3 Q
Autobahnen sind Symbole des Fortschritts - andererseits aber ungeliebte Zweckbauten mit oft zweifelhafter Ästhetik und schwieriger politischer Geschichte. Der Denkmalschutz hat dabei kaum eine Chance. Von den alten Anlagen blieben nur wenige Relikte erhalten. Auch als verbindendes Element für die Nation sowie als ästhetisches Erlebnis in deutscher Landschaft waren die "schwingenden Bahnen" für die Nazis wichtig. Die meistens bodenständig gehaltene Architektur ihrer Bauten war Teil dieses Konzepts. Die heute von dichtem Verkehr belasteten, vielfach von Lärmschutzanlagen begleiteten Schneisen haben mit der einst geforderten Ästhetik nichts mehr zu tun. Sie sind Fremdkörper in einer Landschaft, Alpträume für viele Nutzer und Nachbarn. Der Denkmalwert der Autobahn wurde lange nicht erkannt, stand später nur noch den Ausbauten im Weg. So waren nach der deutschen Vereinigung an den ostdeutschen Trassen noch viele Anlagen original erhalten geblieben, wurden aber meistens in den 1990er Jahren geschleift. So stark Mythos und offenbar auch Faszination der Reichsautobahn noch immer sind, so sehr wird diese doch in erster Linie als profaner Verkehrsweg angesehen und damit verkannt, wirbt der Journalist Jan Gympel für diesen Verkehrsweg. Das wenige, was von der historischen Autobahn noch übrig ist, sei ein erstrangiges Denkmal und Zeugnis für den Geist des Dritten Reiches. Kurios wirkt in diesem Zusammenhang die 1937 eingeweihte Tankstelle an der Anschlussstelle Fürstenwalde-West der Autobahn 12 (Berlin-Frankfurt/Oder). Nach langem Hin und Her blieb der sanierte Bau ohne Zapfsäulen als funktionslose Architekturskulptur erhalten.