Detailergebnis zu DOK-Nr. 72654
Klassische Verkehrsforschung versus sozialwissenschaftliche Mobilitätsforschung?: Anmerkungen zu Wilde/Klinger: "Deutungshoheit und Praxisrelevanz"
Autoren |
E. Kutter |
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Sachgebiete |
0.8 Forschung und Entwicklung 5.3 Stadtverkehr (Allgemeines, Planungsgrundlagen) |
Verkehr und Technik 70 (2017) Nr. 11, S. 390-394, 1 B, 4 Q
Die Instrumente zur "Kontrolle und Steuerung von Zuständen" unseres Gesellschaftssystems, also die Methoden und Modelle für die Planung, müssen es ermöglichen, die Weiterentwicklung der räumlichen Strukturen (Gelegenheiten, Flächennutzungen, räumliche Ausprägung der Städte/Stadtregionen) abzubilden und darüber hinaus die (zukünftigen) Handlungen (Wirtschaftsaktivitäten, Lebensäußerungen, Aktivitäten, Ortsveränderungen) zu simulieren. Erst dies bildet dann die Grundlage für die Überlegungen zum "am Laufen Halten" beziehungsweise Verändern und Steuern des Systems (Empfehlungen für die Politik). In dem so skizzierten Gesamtkomplex der Daseinsvorsorge sind Mobilität und Verkehr gewissermaßen als Einflussgröße und Ergebnisgröße eingebunden. Selbstverständlich braucht man für die Kontrolle und Steuerung unseres Gesellschaftssystems die Integration von einerseits der Gesellschaft (Handelnde, Sozialwissenschaftliche Fragestellungen und soziale Phänomene) und dem materiellen Gegenüber bei den Sachstrukturen (Einrichtungen, Infrastrukturen, Regelungen). Aber dieses Gegenüber und Miteinander sollte nicht über "Mobilitätskulturen" spezifiziert werden - Mobilität und Verkehr waren beim Funktionieren der Gesellschaft schon immer "Mittel zum Zweck" und dies sollte auch so bleiben. Beurteilungskriterien bei der Planung für unser Gesellschaftssystem müssen stattdessen gleichermaßen die Zielbereiche Ökonomie, Ökologie und soziale Ausgewogenheit umfassen. Eine an der Leitgröße Mobilität orientierte Analyse der gesellschaftlichen Zusammenhänge würde die Raumüberwindung und nicht etwa die Gesamtheit aller zu beachtenden Ziele zum Hauptkriterium für die Bewertungen der Politik erheben, was zum Beispiel auch im Rahmen der Nachhaltigkeitsdiskussion völlig absurd wäre.