Detailergebnis zu DOK-Nr. 73574
Das Naturphänomen Erdfall in Thüringen
Autoren |
S. Schmidt |
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Sachgebiete |
7.5 Rutschungen, Erosion, Böschungssicherung, Stützmauern |
VSVI Info: Vereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure Thüringen e. V. (2016), S. 18-23, 10 B, 12 Q
Immer wieder erregen Erdfallereignisse in Thüringen große Aufmerksamkeit bei Medien und Bevölkerung, wie zuletzt am 19. Februar 2016 in Nordhausen, als ein Erdfall mit 25 m Durchmesser auftrat. Weitere große Erdfälle in Bilzingsleben, als sich durch einen Erdfall ein Teich mit rund 30 m Durchmesser bildete, oder die spektakulären Erdfälle in Schmalkalden und Tiefenort, werfen immer wieder die Frage an den Geologischen Landesdienst auf, warum dieses Naturphänomen gerade in Thüringen so häufig für Schlagzeilen sorgt. Der Begriff "Erdfall" bezieht sich in Mitteldeutschland auf mehr oder weniger rundliche Dezimeter bis mehrere 10 Meter große, schacht- bis trichterförmige Einbrüche an der Erdoberfläche, deren Entstehung auf den Einsturz natürlich entstandener Hohlräume im Untergrund zurückgeführt wird. Schon früh erkannte man aufgrund intensiver Bergbautätigkeit in der Region den Zusammenhang zwischen Hohlraumbildung und wasserlöslichen Gesteinen im Untergrund als Ursache für das Auftreten von Erdfällen. Alle unterirdischen, grundwasserbezogenen Verwitterungs- und Lösungserscheinungen mit Materialabfuhr werden als "Subrosion" bezeichnet. Der Begriff setzt sich zusammen aus "subterran" (unterirdisch) und "Erosion" (Zerstörung, Abtragung). Im Laufe der Erdgeschichte war das heutige Gebiet Thüringens mehrfach von flachen Meeren bedeckt, die unter trockenem, heißem Wüstenklima soweit verdunsteten, dass es zur Ablagerung von mächtigen Sedimenten in Form von Kalk und den Evaporiten Gips beziehungsweise Steinsalz kam. Die sich aus diesen chemischen Sedimenten im Laufe der geologischen Entwicklung und der damit einhergehenden Diagenese bildenden Gesteine sind, wenn auch in sehr unterschiedlichem Maße, wasserlöslich.