Detailergebnis zu DOK-Nr. 80835
Urbanes Radfahren und Mobilitätskulturen im Wandel: Eine Synthese aus empirischer Kulturanalyse, Mobilitäts- und Verkehrsforschung am Beispiel städtischer Fahrradszenen in Berlin
Autoren |
M. Hoor |
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Sachgebiete |
5.3 Stadtverkehr (Allgemeines, Planungsgrundlagen) 5.5 Radverkehr, Radwege 0.8 Forschung und Entwicklung |
Berlin: Kulturverlag Kadmos, 2024, 453 S., 23 B, zahlr. Q (Kaleidogramme Bd. 206). − ISBN 978-3-86599-572-8. − Online-Ressource: verfügbar unter: https://doi.org/10.55309/d4jf72l6
Sei es, dass Radfahrende und Zufußgehende jene Rechte einfordern, die ihnen jahrzehntelang verwehrt wurden, oder dass eine junge Generation das nicht nachhaltige Verkehrssystem kritisiert und einer zukunftsfähigen Entwicklung dadurch Nachdruck verleiht, dass sie sich auf der Straße festkleben: Plötzlich ist das reibungslose Funktionieren des technischen Großsystems gestört. Die ebenso emotional wie kontrovers geführten öffentlichen Debatten demonstrieren einerseits die starke kulturelle Verankerung des etablierten Verkehrssystems, andererseits aber auch die in zunehmendem Maße konfliktreiche Auseinandersetzung der verschiedenen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer um die jeweilige Deutungsmacht. Schließlich verweist die teilweise ungewöhnlich heftige Reaktion von Seiten des Staats auf den eminent politischen Charakter kultureller Wandlungsprozesse. Für die Verkehrswissenschaft folgt daraus, dass die mit den politischen Konfliktlinien und kulturellen Brüchen verbundenen individuellen Verunsicherungen und Verletzungen nicht allein durch technologische Innovationen geheilt werden können. Um dennoch handlungsfähig zu bleiben und den skizzierten Transformationsprozess im Sinne einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung gestalten zu können, muss die Verkehrswissenschaft die kulturellen Entwicklungsdynamiken mitberücksichtigen. An dieser Einsicht setzt die Arbeit an, die die Renaissance des Radverkehrs zum Anlass genommen hat, die Bedeutung der kulturellen Wirkmechanismen bei der aktuellen Popularisierung des Radfahrens zu entschlüsseln. Ihr Verdienst ist es, erstmals den Mehrwert einer kulturwissenschaftlichen Analyse für die Verkehrswissenschaften herauszuarbeiten und damit den Bogen zwischen den beiden bisher weitgehend nebeneinander existierenden Disziplinen zu schlagen. Maximilian Hoor entwickelt die zentrale These, dass die Entwicklung neuer Mobilitätskulturen heute stark von zivilgesellschaftlichen Akteuren vorangetrieben wird und Verkehrspolitik und -planung darauf eingehen müssen, indem sie die dort artikulierten Anforderungen und Bedarfe aufnehmen.