Zurück Vor

Detailergebnis zu DOK-Nr. 82083

Städtebau im Nationalsozialismus: Angriff, Triumph, Terror im europäischen Kontext 1933-1945

Autoren H. Bodenschatz
V. Grau
C. Post
M. Welch Guerra
Sachgebiete 0.1 Straßengeschichte
5.3.1 Stadt- und Verkehrsplanung

Berlin: DOM Publishers, 2025, 623 S., zahlr. B, Q, (Schriften des Architekturmuseums der Technischen Universität Berlin; Schriften des Instituts für Europäische Urbanistik der Bauhaus-Universität Weimar). - ISBN 978-3-86922-653-4

Städtebau war ein wesentliches Instrument der nationalsozialistischen Diktatur. Er diente der Legitimation von Herrschaft und der Demonstration von Stärke. Er begleitete Aufrüstung und Krieg, er vermittelte das gesellschaftspolitische Programm, war ein Medium der Konkurrenz mit anderen Staaten und grenzte systematisch Bevölkerungsgruppen aus. In dieser Rolle wird der Städtebau des Nationalsozialismus - wie auch der anderer Diktaturen Europas - bis heute unterschätzt. Dabei stellt gerade der Städtebau eine aussagekräftige historische Quelle über Funktionsweise und Programm des Regimes dar, die teilweise in die heutige Zeit hineinwirkt. In "Städtebau im Nationalsozialismus: Angriff, Triumph, Terror im europäischen Kontext 1933-1945" betrachten die Herausgeber und Herausgeberinnen rund um Harald Bodenschatz und Max Welch Guerra den Städtebau der NS-Diktatur erstmals nicht nur im Kontext anderer europäischer Diktaturen jener Zeit, sondern auch in seiner außerordentlichen Dynamik und Komplexität. Denn zwischen 1933 und 1945 wechselten mehrmals die großen Themen des Städtebaus, die wichtigsten Akteure, die Inhalte der Propaganda, die betroffenen Städte und Gebietstypen, die Programme und Praktiken, die Gewinner und Verlierer. Diesen mitunter hektischen Wandel des Städtebaus mit all seinen konzeptionellen Kontroversen periodisieren die Autorinnen und Autoren in die drei Phasen Angriff (1933-1937), Triumph (1937-1941) und Terror (1941-1945). Dabei geht der Band weit über die üblichen (Einzel-) Darstellungen bekannter Monumentalbauten und zentraler Achsen hinaus und berücksichtigt ebenso den Wohnungsbau, Altstadterneuerungen, innere Kolonisation, Industrie- und militärische Anlagen, die großräumige Infrastruktur (wie den Reichsautobahnbau) sowie Erziehungsanstalten und Lager. Damit korrigiert das Werk schließlich die bis heute weitverbreiteten Bilder und Interpretationen der Nazi-Zeit, wie etwa den Umbau Berlins zu einer "Welthauptstadt Germania" In dieser Monografie entsteht so, mit großem Bildmaterial, eine vielschichtige und umfassende Gesamtschau auf die baulich-räumlichen Planungen und Realisierungen des Nationalsozialismus die es ermöglicht Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Relation zu den anderen europäischen Diktaturen zu erkennen. Der gesellschaftswissenschaftliche Ansatz des Autorenteams geht weit über Planungs- und Gestaltungskriterien hinaus und spricht damit auch Menschen an, die sich für die Mechanismen von Diktaturen allgemein und insbesondere im 20. Jahrhundert interessieren.