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Detailergebnis zu DOK-Nr. 82318

Warum so wenige auf das Auto verzichten (können).

Autoren F. Muth
Sachgebiete 5.3 Stadtverkehr (Allgemeines, Planungsgrundlagen)
6.1 Verkehrserhebungen, Verkehrsmessungen

Mobility impacts (2025) Nr. 2, S. 6-12, 8 B, 5 Q

Seit Jahrzehnten wird an die Menschen appelliert, das Auto für den Klimaschutz stehen zu lassen und auf klimafreundliche Alternativen umzusteigen - mit einem bisher eher überschaubaren Erfolg. Ein Blick auf die Straßen und neueste Daten zeigen: Aktuell nimmt die absolute Zahl der Autos in Deutschland sogar wieder zu. Und für 75 % der Bürger bleibt das Auto das favorisierte Verkehrsmittel. Was könnte also dazu beitragen, dass Familien mit Auto in größerer Zahl aktiv tatsächlich das Auto abschaffen? Einige teils ernüchternde Antworten geben die schon 2022 veröffentlichten Ergebnisse des Hamburger Reallabors "Autofreie Monate”. Sie zeigen vor allem, welchen Impact die Zwänge der gemeinsamen Alltagsorganisation in Familien haben, wenn es darum geht, das Auto durch Mobilitätsalternativen zu ersetzen. Aus mobilitätssoziologischer Sicht hat sich im Reallabor objektiv zunächst vor allem bestätigt: Ein Verzicht auf das Auto erfordert tatsächlich tiefe und teils nur schwer umzusetzende Veränderungen und ggf. sogar Einschnitte im persönlichen Alltag. Ein Umsteigen in größerem Umfang sei in absehbarer Zeit daher kaum zu erwarten. Auf den zweiten Blick zeigte das Reallabor recht schlüssig auf, dass der bisherige Ansatz - das Auto durch ein anderes Verkehrsmittel ersetzen zu wollen - vor allem daran scheitert, dass dies an der Alltagsrealität der Familien mit Auto weitgehend vorbei geht. Das Hamburger Reallabor "Autofreie Monate“ war in ein größeres Forschungsprojekt zu Mobilitätsveränderungen im Stadtteil Lokstedt eingebunden. Dieser Stadtteil grenzt an die eng bebauten Wohnviertel der inneren Stadt an und ist noch zu einem wesentlichen Teil mit größeren Mehrfamilienhäusern der Nachkriegszeit bebaut. Neben reinen Wohnquartieren gibt es in Lokstedt auch einige Arbeitsplatzkonzentrationen (z.B. durch den Norddeutschen Rundfunk) und eine eher zentralisierte Versorgungsinfrastruktur mit entsprechend langen Wegen. Nur am äußersten westlichen Rand des Stadtteils befindet sich eine U-Bahn-Station.