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1603 001
Verbesserung der Sicherheit des Betriebsdienstpersonals in Arbeitsstellen kürzerer Dauer auf Bundesautobahnen
3.403
IDN 708070
Forschungsstelle Universität (TH) Karlsruhe, Institut für Straßen- und Eisenbahnwesen (Prof. Dr.-Ing. h. c. R. Roos)
Bearbeiter Zimmermann, M.
Cypra, T.
Riffel, S. B.
Auftraggeber Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Bonn
Stand Abschluss: September 2007

Auf der Grundlage von 951 Unfallprotokollen aus den Jahren 1997 bis 2005, bei denen Bedienstete, Fahrzeuge oder Geräte der Straßenbauverwaltungen in Arbeitsstellen kürzerer Dauer (AkD) auf Autobahnen zu Schaden kamen, wurden relevante Unfallmuster herausgearbeitet. So konnte im Wesentlichen der Lkw als Hauptunfallverursacher mit einem Anteil von knapp 60 % am Gesamtunfallaufkommen identifiziert werden. Hauptsächlich sind AkD bei Sperrung des rechten Fahrstreifens oder Standstreifens betroffen. Ein "Anprall von hinten" auf dem rechten Fahrstreifen und ein "seitliches Streifen" auf dem Standstreifen von z. B. Absperrtafeln oder Fahrzeugen treten mit etwa gleichen Anteilen am häufigsten auf. Ferner zeigen die Auswertungen, dass 2/3 aller Unfälle bei stationären AkD aufgetreten sind. Unfallursachen sind nur für einen kleinen Teil der Unfälle dokumentiert, die Unfallhergänge lassen aber größtenteils auf eine mangelnde Aufmerksamkeit der Fahrer schließen. Ein geringer Anteil der dokumentierten Unfallursachen entfällt auf eine nicht angepasste Geschwindigkeit, hauptsächlich bei Pkw. Besonders auffällig ist, dass fast 80 % der verunglückten Mitarbeiter in ihrem Fahrzeug zu beklagen sind, nur ca. 20 % der Verunglückten waren beim Unfall außerhalb der Fahrzeuge. Beim Ein- und Aussteigen sind nur 4 Unfälle dokumentiert, diese allerdings mit je zwei Getöteten und Verletzten. Abgeleitet aus diesem hohen Anteil an Verletzten im Fahrzeug sollte auf zweierlei Ebenen dafür gesorgt werden, dass sich Fahrer nur in Ausnahmefällen zum Absichern von Arbeitsstellen im Fahrzeug befinden. Während dies bei stationären Arbeitsstellen durch Aussteigen des Fahrers zu erreichen ist, sind für mobile Arbeitsstellen semi-selbstfahrende Zugfahrzeuge für die Arbeitsstellenabsicherung zielführend. Vor einer Ausrüstung von Fahrzeugen des Betriebsdienstes mit dieser Technik ist vor allem das tatsächlich relevante Absicherungsaufkommen bei mobilen Arbeitsstellen zu analysieren. Hinsichtlich der relevanten Unfallmuster wurden Maßnahmen abgeleitet, die zum einen die Unfallvermeidung (Arbeitsstellensicherung und aktive Fahrzeugsicherheit bei den Verkehrsteilnehmern) und zum anderen die Unfallfolgenminderung (Fahrzeuge des Betriebsdienstes, passive Schutzsysteme in Betriebsdienstfahrzeugen und Verhaltensänderungen beim Personal) zum Ziel haben. Da einer optisch verbesserten Erkennbarkeit, die die meisten Maßnahmen im Rahmen der Arbeitsstellenabsicherung mit sich bringen, nur ein Reduzierungspotenzial von 20 % zugeordnet wird, sind die Unfallvermeidungspotenziale solcher Maßnahmen begrenzt. Aufgrund der haptischen Wirkungsweise auf die Verkehrsteilnehmer beim Überfahren von Warnschwellen, könnte bei stationären AkD ein relativ großes Reduzierungspotenzial zu erreichen sein. Gleiches gilt auch beim Einsatz des Unfall-Vorwarn-Systems (UVS). Das größte Potenzial zur Vermeidung von Unfällen stellt die aktive Fahrzeugsicherheit bei den unfallverursachenden Verkehrsteilnehmern dar. Würden Lkw, die als Hauptunfallverursacher in Relation zu ihrer Fahrzeuganzahl deutlich überrepräsentiert sind, mit radarbasierten Fahrgeschwindigkeitsreglern und Spurassistenzsystemen ausgestattet, könnte mit relativ geringem Aufwand ein hohes Maß an Sicherheit erzielt werden. Empfehlenswert erscheint außerdem der Einsatz von Unfalldatenschreibern (UDS) inklusive der Dokumentation des Fahrerverhaltens wie z. B. Festhalten des Lenkrads, um den Unfallhergang im Nachhinein rekonstruieren zu können. Die Gewissheit, dass das Verhalten des Fahrers ständig protokolliert wird und damit im Falle eines Unfalls rekonstruierbar ist, stellt überdies einen weiteren Beitrag zur Aufmerksamkeitserhöhung und Verkehrssicherheit dar. Insgesamt bieten passive Schutzsysteme in den Betriebsdienstfahrzeugen wegen der hohen Anteile von Verunglückten in den Fahrzeugen das größte Potenzial zur Vermeidung von Verletzungen. So könnten bereits durch die generelle Empfehlung zum Anlegen des Sicherheitsgurtes, auch bei der Absicherung von Arbeitsstellen oder Kurzfahrten rund 30 % der zu erwartenden verletzten Fahrzeuginsassen vermieden werden. Da die Gurtanlegequote in Arbeitsstellen als relativ niedrig angesehen wird, ist eine signifikante Erhöhung vermutlich nur mit dem Einbau von Gurtwarnern zu erreichen. Ein sehr großes Vermeidungspotenzial insbesondere von HWS-Verletzungen bieten z. B. Nackenairbags, aber auch Kopfstützensysteme in Verbindung mit Gurtstraffern mit zu erwartenden Reduzierungen von über 80 % der Verunglückten in den Fahrzeugen. Relativ kostengünstig können durch eine Kopfstützenergänzung in Kombination mit Gurtwarnern auch als Nachrüstlösung signifikant Unfallfolgen gemindert werden.

Veröffentlichung Roos, R.; Riffel, S. B.; Cypra, T: Verbesserung der Sicherheit des Betriebspersonals in Arbeitsstellen kürzerer Dauer auf Bundesautobahnen. Bremerhaven: Wirtschaftsverlag NW, 2008, 82 S. (Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), Verkehrstechnik H. V 170) . - 3-86509-809-6 ; Informationen Forschung im Straßen- und Verkehrswesen: Straßenbau und Straßenverkehrstechnik, Lieferung Nr. 84, 2008