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0607 235
Einfluss umweltschonender Fahrweise auf den Verkehrsablauf
3.250
IDN 706056
Forschungsstelle Universität Karlsruhe (TH), Institut für Verkehrswesen (Prof. Dr.-Ing. R. Wiedemann)
Bearbeiter Theis, C.
Auftraggeber Bundesministerium für Verkehr, Bonn
Stand Abschluss: März 1994

Im Rahmen dieser Untersuchung wurde mit Hilfe der Verkehrsflußsimulation der Einfluß eines als umweltschonend geltenden Fahrverhaltens auf den Verkehrsfluß ermittelt. Das veränderte Fahrverhalten betrifft dabei die Annäherung an Hindernisse im Verkehrsfluß unter dem Aspekt der bestmöglichen Schwungerhaltung, das Einhalten einer vergrößerten Folgezeitlücke zum Auspendeln von kleineren Störungen im Verkehrsfluß, die Verminderung des Beschleunigungsvermögens durch Hochschalten bei ca. 2.000 U/min in den nächsthöheren Gang sowie die Reaktion auf Bremsvorgänge im weiter vorne liegenden Straßenraum zur Ermöglichung eines vorausschauenden Gleitens. Die Simulationen wurden für eine städtische Strecke mit lichtsignalgeregeltem Knotenpunkt sowie für eine freie städtische Strecke durchgeführt. Einen wesentlichen Einfluß auf die Leistungsfähigkeit eines lichtsignalgeregelten Knotenpunktes hat die Größe der zum Vorderfahrzeuge in gehaltenen Folgezeitlücke. Je größer die vorgegebene Folgezeitlücke ist, und je mehr Fahrzeuge sie einhalten, desto niedriger wird die Leistungsfähigkeit des Knotenpunkts.Die Verminderung des Beschleunigungsvermögens beim Anfahrenan einem Lichtsignal führt zu einem geringen Rückgang der Anzahl Fahrzeuge, die in einem Umlauf den Knotenpunkt passieren können. Ein Annäherungsverhalten, das die längstmögliche Schwungerhaltung zum Ziel hat, führt bei niedrigen Belastungen zu einem schnelleren Aufstellen der Fahrzeuge an einer Haltelinie, so daß die Leistungsfähigkeit von Knotenpunkten mit Abbiegestreifen positiv beeinflußt werden kann. Bei hohen Belastungen führt dieses Verhalten jedoch zu einem unruhigeren Verkehrsfluß mit häufigeren Aufrückvorgängen vor der Haltelinie. Die Erweiterung der Wahrnehmung auf weiter vorne im Straßenraum stattfindende Bremsvorgänge wirkt sich nicht auf die Leistungsfähigkeit aus, sorgt jedoch für einen gleichmäßigeren Verkehrsfluß in der Zufahrt zum Knotenpunkt. Auf der freien Strecke ohne lichtsignalgeregelten Knotenpunkt wirkt sich von allen Verhaltensänderungen nur die Vergrößerung der Zeitlücke aus, die zu einer Verringerung der Leistungsfähigkeit führt, je größer die Zeitlücke und je höher der Anteil der Fahrzeugeist, die die Lücken einhalten. Nach Betrachtung der Ergebnisse lassen sich die folgenden Empfehlungen für den Einsatz einer umweltschonenden Fahrweise geben: Das Einhalten einer größeren Folgezeitlücke und ein schnelles Hochschalten beim Anfahren kann nur bei niedrigen Belastungen empfohlen werden. Nur bei Fahrzeugen, bei denen absehbar ist, daß der aufrechterhaltene Schwung auch genutzt werden kann, z.B. weil sie an erster Position auf ein seit längerem rotes Lichtsignal zufahren, sollte das Annäherungsverhalten geändert werden. Alle anderen Fahrzeuge sollten besser gleichmäßig verzögern, außer wenn durch zügiges Aufstellen die Blockierung von Abbiegefahrstreifen vermieden werden kann. Die Erweiterung der Wahrnehmung auf weiter vorne stattfindende Vorgänge kann in jedem Fall empfohlen werden.

Veröffentlichung