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Auswirkungen des Fahrens mit Tempomat auf das Fahrerverhalten
82.331/07
IDN 0
Forschungsstelle Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR), Institut für Verkehrsführung und Fahrzeugsteuerung, Braunschweig
Technische Universität Braunschweig, Lehrstuhl für Ingenieur- und Verkehrspsychologie (Prof. Dr. M. Vollrath)
Bearbeiter Vollrath, M.
Briest, S.
Oeltze, K.
Auftraggeber Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
Stand Abschluss: August 2009

Ziel der Studie war es, die Auswirkungen des Tempomaten auf das Fahrverhalten zu untersuchen. Entsprechende Studien liegen bislang nur für den Abstandsregelautomat ACC ("adaptive cruise control") vor. Dort ergeben sich Hinweise auf negativ zu bewertende Verhaltensänderungen. Da der Tempomat bei Strecken mit geringem Verkehrsaufkommen ähnlich wie ACC die Geschwindigkeitsregelung übernimmt, liegt die Vermutung nahe, dass sich auch für den Tempomaten ähnliche negative Verhaltenswirkungen ergeben könnten. Um dies zu prüfen, wurde im Fahrsimulator des DLR mit Bewegungssimulation eine Studie mit 22 Probanden mit jeweils drei Fahrten durchgeführt (ohne System, mit Tempomat, mit ACC). Bei jeder Fahrt waren zwei Autobahnabschnitte und ein Stück Landstraße zu bewältigen. Die Nutzungshäufigkeit lag bei ca. 90 % der Fahrtzeit. Die Ergebnisse für Tempomat und ACC sind sehr ähnlich. Geschwindigkeitsbegrenzungen werden besser eingehalten. Es werden geringere maximale Geschwindigkeiten erreicht. Wenn die Geschwindigkeit reduziert werden musste, erfolgte dies mit Tempomat und ACC allerdings um ca. 5 Sekunden verzögert. Für einen Missbrauch der Systeme ergab sich, dass die Geschwindigkeit bei der Bearbeitung von Nebenaufgaben mit ACC und Tempomat nicht so stark verringert wird wie bei der Fahrt ohne Systeme. Schließlich beurteilten die Fahrer beide Systeme positiv und waren der Meinung, dass die Fahrt dadurch sicherer und weniger anstrengend wird. Insgesamt ergeben sich damit Hinweise, dass eine Geschwindigkeitsanpassung mit System deutlich verzögert geschieht, was als vermindertes Situationsbewusstsein interpretiert werden kann. Wünschenswerte Erweiterungen der Funktionalität (z. B. Anpassung an Verkehrszeichen) könnten diesen Effekt noch verstärken. Angesichts dieser Bedenken und der technischen Weiterentwicklungen sind weitere Studien dringend notwendig.

Veröffentlichung Vollrath, M.; Briest, S.; Oeltze, S.: M Auswirkungen des Fahrens mit Tempomat und ACC auf das Fahrerverhalten. Bremerhaven: Wirtschaftsverlag NW, 2010, 56 S. (Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), Fahrzeugtechnik H. 74). – ISBN 978-3-86509-993-8